Am Freitag vor Pfingsten machten Adam, Andreas und Matthias
sich in aller Frühe von Hamburg aus auf den Weg nach Paris,
um dort an einem Kampfrichterlehrgang teilzunehmen. Dank Adam's
schnellem Auto und seinem souveränen Fahrstil trafen wir
bereits um 12h30 bei dem für uns gebuchten Hotel am südlichen
Stadtrand von Paris ein. Wolfgang stieß, aus Amsterdam
kommend, am Freitag abend hinzu. Meister Suh kam am Samstag vormittag
mit dem Flugzeug nach.
An der Hotelrezeption war für uns eine Wegbeschreibung zu dem Dojang des Vereins, wo der Lehrgang stattfinden sollte, hinterlegt worden. Deshalb machte es keine Schwierigkeiten, den nur fünf Fußminuten entfernten Ort zu finden. Anders als erwartet fand der eigentlich angekündigte Kampfrichterlehrgang jedoch nicht statt. Alternativ gab es von Samstagmittag bis Sonntagnachmittag Instruktionen durch einen buddhistischen Mönch in Atemtechnik und Einführungen in die derzeit unter dem TaeKwon-Mudo System entwickelten neuen Formen. Also eine Veranstaltung ganz ähnlich wie die, welche Esther, Stefan und Oliver im vergangenen Jahr besucht haben. Rückblickend war dies für uns von Vorteil, da wir bislang keine Ahnung von diesen Grundlagen des TaeKwon-Mudo Systems hatten. Für Freitagabend wurden wir zum normalen Training eingeladen, nebst der Aussicht auf erste Grundlagenunterweisungen. Diese Änderung im Fahrplan ermöglichte es uns auch, am Nachmittag noch für einige Stunden trotz des durch Streikaktivitäten weitgehend gelähmten Pariser ÖPNV einen Touri-Rundkurs im Stadtzentrum einzulegen.
Der Kurs am Samstag begann zunächst mit atmungsorientierten
Meditationsübungen unter Anleitung des bereits erwähnten
buddhistischen Mönchs ("look into your mind!").
Verschiedene Übungen folgten im Sitzen, im Gehen, in tiefer
Reiterstellung und während des Formenlaufens. Obgleich keiner
von uns den Grund seiner Seele erblickte, haben diese Übungen
doch uns allen eine wesentlich klarere Vorstellung über
die Bedeutung des Atmens als Grundlage zur Fokussierung der eigenen
Energie und zum Zusammenspiel zwischen Atemkontrolle und der
Ausführung einzelner Techniken vermittelt. Nebenbei: es
ist erstaunlich, wie schweißtreibend und anstrengend diese
von außen eher statischen, "nach innen" orientierten Übungen
sind.
Im Anschluss an diesen ersten Teil, nach kurzer Pause, gab Meister
Suh eine knapp einstündige Übungseinheit, in der er
aufbauend auf den Grundgedanken von Balance sowie Bewegung und
Gegenbewegung einige praktische Konsequenzen für die TaeKwonDo-Grundtechniken
vorstellte. Anlass dafür war wohl, dass in der Pariser Schule,
welche den Kurs ausrichtete, zum Teil wesentlich andere Grundtechniken
vermittelt werden, die, wie Meister Suh zeigte, den Grundgedanken
von Balance und Bewegung–Gegenbewegung nicht immer entsprechen.
Ganz praktisch ließen sich die Unterschiede in unserer
Technik und der Technik anderer Kursteilnehmer im Rahmen von
Partnerübungen erfahren. Insbesondere bei Drehkicks hatten
unsere Gegenüber eine wesentlich schlechtere Balance, gerieten
nach dem Kick jeweils aus dem Gleichgewicht und waren weit offen
für Konterangriffe.
Am Nachmittag erhielten wir sodann eine Einführung in die
erste der neuen Formen des TaeKwon Mudo-Systems. Den Abend verbrachten
wir mit einem exzellenten Essen in der Pariser Innenstadt in
der Nähe des Centre Pompidou.
Der Kursverlauf am Sonntag war ähnlich wie am Tag zuvor.
Am Vormittag erhielten wir Einweisungen in Atemübungsmeditationen.
Am frühen Nacmittag erarbeiteten wir uns unter Anleitung
die zweite und dritte Form des TaeKwon-Mudo Systems.
Am späten Nachmittag brachten wir Meister Suh zum Flughafen Charles de
Gaulle und starteten sodann wieder Richtung Hamburg. Angaben zu unserer Reisegeschwindigkeit
sind aus Strafbarkeitsgründen geheim. Immerhin hätten wir es fast
geschafft, Meister Suh am Hamburger Flughafen abzuholen.
Insgesamt war die Kursteilnahme eine sehr wertvolle Erfahrung.
Ein ganzes Wochenende intensiv dem TaekWonDo zu widmen hat viel
Spaß gemacht, und das auch noch in einer touristisch interessanten
Umgebung. Dass genügend Zeit für Entspannung nebem
dem TaeKwonDo blieb hat sich ebenfalls positiv auf den Erlebniswert
der gesamten Reise ausgewirkt.
In sportlicher Hinsicht waren zwei Dinge wirklich wertvoll:
Zum einen die Verbindung von Atem- und Entspannungsübungen
mit dem Formenlaufen, was – wie bereits gesagt – wirklich
anstrengend werden kann! Der Stil der Atemtechniken, die in Paris
gelehrt wurden, unterschied sich auch etwas von dem, was wir
bei uns im Verein bislang kennenlernten.
Zum anderen, und vielleicht noch wichtiger, bestand eine wichtige Erfahrung
darin, die unterschiedlichen Stile unserer und der Pariser Schule direkt im
Training mitzuerleben. Meister Suh’s Trainingseinheit und Vortrag zum
Thema Balance und Bewegung-Gegenbewegung hat uns dabei noch einmal die Vorteile
dieser Grundsätze erkennen lassen. Insgesamt machten wir auch die Erfahrung,
dass der Trainingsstil bei uns im Verin kampforientierter ist als bei unseren
Gastgebern. Die besondere Art der Verbindung von Atem- und Kampftechniken des
TaeKwon-Mudo-Systems brachte ebenfalls neue, wertvolle Einsichten. Vor diesem
Hintergrund sind wir gespannt, wie sich die TaeKwon-Mudo-Bewegung weiter entwickeln
wird und wünschen unseren Pariser Kollegen dabei viel Erfolg!
Für die Zukunft wäre es für uns von Sosan-TaeKwonDo
sicherlich erstrebenswert, noch regelmäßiger an Lehrgängen
teilzunehmen, oder auch selbst solche zu organisieren und so
in Kontakt zu anderen TaeKwonDo-Schulen zu bleiben. Das gibt
nicht nur neue sportliche Perspektiven, sondern vermittelt auch
einen Eindruck von der hohen Qualität des Trainings bei
uns im Verein.
Matthias und Wolfgang
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